WV Nr. B 32

„Der Pflug“

Weitere Titel
Kreuz Christi als Pflug
Entstehungszeit
1921/1922
Technik
Beschreibung
Die Darstellung teilt sich diagonal von links unten nach rechts oben in zwei Hälften. In der linken Bildhälfte erscheint eine riesenhafte Gestalt mit dunklem Inkarnat. Die Figur schiebt einen ebenso monumentalen gekreuzigten Christus vor sich her, der strahlend hell ist. Unten rechts im Bild ist eine kaum überschaubare Menschenmenge zu sehen. Die winzigen Figuren sind wie Zugtiere an zahllosen Strängen vor das Kreuz gespannt und ziehen es wie einen Pflug.
Plattengröße
verschiedene Maße belegt: 49,2 x 59,7 | 49,5 x 59,7
Auflagenhöhe
nicht ermittelbar
Signatur
"JB" – Monogramm ligiert, darum drei Punkte
Handschriftliche Bezeichnung
"J. Bossard"
Druckerei
nicht ermittelbar
Drucke
b) rotbraun (s. Abb) | b) schwarz (s. Abb.)
Probedruck
2 Probedrucke belegt (JB2332, JB2333, beide handschriftl. bez. "Der Pflug Probedruck"
Zustandsdruck
1. Zustand belegt (JB2331, handschriftl. bez. "I. Zustand J. Bossard")
Druckträger
Druckplatte erhalten (JB1942)
Literatur

Hegg 1935 | Sydow 1924, S. 652–653 | Hafner 1935, S. 82 | Murawski/Lucke 1985, n.p.

Standorte
Kunststätte Bossard, Inv.-Nr. JB0995 | JB1020 | JB2331 | JB2332 | JB2333
Vergleichswerke

seitenverkehrter Entwurf zum Druck (JB2442), Kohlezeichnung zum männlichen Akt (JB1310)

Bemerkungen

Die erste an Bossard gerichtete Einschätzung zum Blatt entstammt der Korrespondenz mit Emil Hegg. Der Mäzen und Freund des Künstlers hatte zwei Tage zuvor ein Konvolut neuer Radierungen erhalten und meinte, „Der Pflug“ sei von „sehr grosser Wirkung“ (Brief von Emil Hegg an Johann Bossard, 4.2.1922, AJB176). Hegg deutete das Blatt antisemitisch: „Der Jude, der die Christen vor seinen Pflug, resp. seinen Karren spannt!“ (ebd.) Die Radierung wurde in den Folgejahren, unter anderem 1924 und 1935, in Aufsätzen abgebildet und benannt (Sydow 1924, S. 652, Hegg 1935, Hafner 1935). „Der Pflug“ ist eines der wenigen Blätter, zu dem sich Johann Bossard auf Anfrage inhaltlich geäußert hat: „Von der linken unteren Ecke nach der rechten obern muss der Betrachter eine Diagonale ziehen. Die linke obere Bildhälfte nun ist ja von geradezu plumper Deutlichkeit […] Unklarer ist die rechte untere Hälfte & hier könte ich die Bildgestaltung vielleicht mit dem Worte erläutern ‚Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.‘ Aber ein Bedenken habe grundsätzlich ich gegen ‚erläuternde‘ Worte: sie engen ein & führen abseits von der lebendigen Ausstrahlung des Bildes.“ (Brief von Johann Bossard an Hofmann, Schriftleitung Velhagen & Klasings Monatshefte, 3.10.1935, AJB203). Im selben Jahr nahm auch Theodor Hafner eine Deutung des Blatts vor. Demnach ist das Thema der „Gegensatz von Licht-Fichternis und darum von Weiß-Schwarz“. Daraus folgerte Hafner: „der Satan nützt die religiöse Grundanlage des Menschen aus, um sie in konfessionellem Hasse gegeneinander zu treiben. So wird das vom Dämon trügerisch erhobene Bild des Gekreuzigten zum Pfluge“ (Hafner 1935, S. 82). Für den Druck wurde Büttenpapier verwendet.

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