WV Nr. B 32
Hegg 1935 | Sydow 1924, S. 652653 | Hafner 1935, S. 82 | Murawski/Lucke 1985, n.p.
seitenverkehrter Entwurf zum Druck (JB2442), Kohlezeichnung zum männlichen Akt (JB1310)
Die erste an Bossard gerichtete Einschätzung zum Blatt entstammt der Korrespondenz mit Emil Hegg. Der Mäzen und Freund des Künstlers hatte zwei Tage zuvor ein Konvolut neuer Radierungen erhalten und meinte, „Der Pflug“ sei von „sehr grosser Wirkung“ (Brief von Emil Hegg an Johann Bossard, 4.2.1922, AJB176). Hegg deutete das Blatt antisemitisch: „Der Jude, der die Christen vor seinen Pflug, resp. seinen Karren spannt!“ (ebd.) Die Radierung wurde in den Folgejahren, unter anderem 1924 und 1935, in Aufsätzen abgebildet und benannt (Sydow 1924, S. 652, Hegg 1935, Hafner 1935). „Der Pflug“ ist eines der wenigen Blätter, zu dem sich Johann Bossard auf Anfrage inhaltlich geäußert hat: „Von der linken unteren Ecke nach der rechten obern muss der Betrachter eine Diagonale ziehen. Die linke obere Bildhälfte nun ist ja von geradezu plumper Deutlichkeit […] Unklarer ist die rechte untere Hälfte & hier könte ich die Bildgestaltung vielleicht mit dem Worte erläutern ‚Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Aber ein Bedenken habe grundsätzlich ich gegen ‚erläuternde Worte: sie engen ein & führen abseits von der lebendigen Ausstrahlung des Bildes.“ (Brief von Johann Bossard an Hofmann, Schriftleitung Velhagen & Klasings Monatshefte, 3.10.1935, AJB203). Im selben Jahr nahm auch Theodor Hafner eine Deutung des Blatts vor. Demnach ist das Thema der „Gegensatz von Licht-Fichternis und darum von Weiß-Schwarz“. Daraus folgerte Hafner: „der Satan nützt die religiöse Grundanlage des Menschen aus, um sie in konfessionellem Hasse gegeneinander zu treiben. So wird das vom Dämon trügerisch erhobene Bild des Gekreuzigten zum Pfluge“ (Hafner 1935, S. 82). Für den Druck wurde Büttenpapier verwendet.