WV Nr. D 1.6
Ausst.Kat. Zug 1986, S. 51 | Haffke 2007, S. 29, 3134, 83, 86, 90, 96 | Murawski/Lucke 1985, n.p.
Das Blatt ist dem zweiten Teil des Zyklus zugeordnet. Es gehört zu den 1920/21 entstandenen 7 Radierungen, die Bossard zunächst als Extrabeigaben für die Schweizer Subskribenten plante, später dann als „Zwischenspiele“ vorsah (s. dazu die Bemerkungen zum gesamten Zyklus unter D1).
Einen Teil der neugedruckten Blätter, auch zum Zyklus „Das Jahr“, erhielt Emil Hegg zum Weiterverkauf bzw. zur Weitergabe an Subskribenten des Zyklus. Dazu zählte auch der schweizer Philosoph Paul Häberlin (1878–1960), der die Werke Bossards kritisch analysierte. Ihm gefiel jedoch ein handkoloriertes Blatt der „Maya“ (Brief von Emil Hegg an Johann Bossard, 28.8.1921, AJB176).
Verwendet wurde Büttenpapier. Einzelne Drucke wurde auf Chinapapier, auf Büttenpapier aufgewalzt, gedruckt. Belegt sind vereinzelt vom Künstler handkolorierte Drucke, die eine breite farbige Varietät aufweisen. Bei den Drucken wurden Variationen in der Stärke und Helligkeit der Konturen sowie der Plattenfarbe erzielt.
Den Bildtitel schlüsselte Johann Bossard nicht weiter auf, so dass verschiedenartige Deutungen möglich sind. Maja war in der griechischen Mythologie eine der Geliebten des Zeus und Mutter des Hermes. Nach der buddhistische Überlieferung war Maya die Mutter des Siddharta, der später zum Buddha wurde. Auch ein Bezug auf Helena Petrowna Blavatskys „Geheimlehre“ ist denkbar, zumal Bossard diese in seiner Bibliothek besaß. Danach ist Mâyâ das „Weltall mit allem, was darin ist“, gleichzeitig jedoch auch eine Täuschung. „Verglichen mit der ewigen Unveränderlichkeit des EINEN und der Wandellosigkeit dieses Prinzipes muss das Weltall mit seinen vergänglichen, ewig wechselnden Formen im Gedanken eines Philosophen notwendigerweise nichts Besseres sein als ein Irrlicht“ (Blavatsky o.J., S. 294f.). Die Mehrdeutigkeit der Darstellung entspricht fraglos der künstlerischen Intention Johann Bossards.