WV Nr. D 1
Ausst. Kat. Berlin 1907 S. 35, Nr. 392 | Ausst. Kat. Bern 1910, Nr. 89–108 | Grabowsky 1909a, S. 234 | Haffke 2007 | Hafner 1950, S.16 | Hegg 1909, S. 97 | Hegg 1953, S. 7, 11, 16, 40, 50–52, 65, 109, 141, 143, 171, 179 | Murawski/Lucke 1985, n.p. | Plüss 1958–1961 | Sydow, 1924, S. 653 | Trog 1905 | Vollmer 1910 | Vollmer 1953.
Der Zyklus „Das Jahr“ wurde im Jahre 1903 begonnen und umfasste bis 1904 20 Blätter, die als „1. Teil“ in einer Auflage von je 100 Exemplaren gedruckt werden sollten (Brief von Johann Bossard an Emil Hegg, 2.4.1908, AJB178). Johann Bossard plante diesen „Ersten Teil“ mit einem „Zweiten“ zu ergänzen und auf insgesamt 56 Blättern zu erweitern (Brief an Emil Hegg, 6.2.1909, AJB178). Nach 1904 fertigte Bossard jedoch vorerst nur Zeichnungen und Entwürfe. Um 1906 lernte Johann Bossard Emil Hegg, einen Schweizer Augenarzt, Mäzen und Freund des Künstlers kennen, der sich fortan um die öffentliche Verbreitung aller Werke Johann Bossards bemühte. Im Zyklus „Das Jahr“ sah er u.a. ein wichtiges Werk, das er neben weiteren Arbeiten des Künstlers im Feuilleton „Der Bund“ mit einem Aufsatz würdigte (Brief von Emil Hegg an Johann Bossard, 15.10.1907, AJB176). Auch sonst wirkte Hegg im organisatorischen Sinne auf Bossard ein, beispielsweise bei der Reduktion der geplanten 56 Blätter auf letztendlich 53 Arbeiten. Die Problematik der Vollendung des Zyklus beschäftigte Künstler und Mäzen gleichermaßen. So schrieb auch Bossard: „Es handelt sich jetzt nur darum das Werk zu würdigem Abschluss zu bringen, das Thema das innerlich von Anfang an voll erfasst war so zu gestalten dass es das Empfundene auch ausdrückt. […] Ich will das ‚Jahr‘ hinter mich werfen. Und wenn ich wieder mal Graphiker werde, dann aber in ganz andrer Fassung. Wenn das ‚Jahr‘ fertig ist male ich Bilder.“ (Brief von Johann Bossard an Emil Hegg, 8.3.1909, AJB178, S.2). Gegen Ende 1909 arbeitete Bossard wieder am „Jahr“ um einzelne, der bis dahin entworfenen Blätter noch in der großen Auflage drucken zu lassen. Damit sollte das Projekt für die Subskribenten abgeschloussen werden. Die restlichen Blätter wollte Bossard für seine eigene Genugtuung, in kleinen Auflagen bzw. wenigen Abzügen drucken lassen (Brief von Emil Hegg an Johann Bossard, 14.11.1909, AJB176; Brief von Johann Bossard an Emil Hegg, 11.11.1909, AJB178).
Zwischen 1911 und 1920 lassen die Quellen eine Leerstelle, vor allem bedingt durch die Kriegsjahre. Erst am Anfang des Jahres 1920 schrieb Bossard, dass er wieder an Lithografien zum „Jahr“ arbeite (Brief an Emil Hegg, 24.3.1920, AJB179). Im August 1921 berichtete der Künstler: „Mit den Lithos habe [ich] noch viel zu tun, war gestern wie allwöchentlich in Hamburg mache Korrekturen nebst neuen Farbplatten. Es stehen jetzt noch 5 Blätter aus […]. In einigen Wochen wird dan[n] alles beisam[m]en sein“ (Brief an Emil Hegg, 24.8.1921, AJB179). Dazu existieren auch vermehrt Rechnungen verschiedener Druckereien. Unter anderem sandte die Lithographische Anstalt von Bogdan Gisevius Papiermuster, erwähnte jedoch eine akute Papierknappheit. Zudem äußerte die Druckerei ein konkretes Missfallen, dass der Künstler auch andere Druckereien beauftragte (Anschreiben Bogdan Gisevius, Berlin, 24.11.1921, AJB Leitz-Ordner „A“ 21–24).
Aus wirtschaftlichen Erwägungen entschied sich Johann Bossard ab 1920, die Auflage der restliche Blätter weiter zu reduzieren und nur für einzelne Käufer Sonderdrucke in kleinster Auflage zu fertigen. „Die vorläufige Auflage für das Jahr werden wohl nur 50 Expl. sein weniger wegen der Druck= als der Papierpreise […]. Nun möchte ich die schweiz. Subskribenten noch gerne mit einer Extrabeigabe in Form von einigen Radierungen, die nur zu diesem Zwecke gemacht wurden, also in Auflage von etwa 15 Expl. erscheinen, erfreuen.“ (Brief von Johann Bossard an Emil Hegg, 6.10.1920, AJB179). Die erwähnte Beigabe von Radierungen umfasste letztendlich 7 Blätter, die den Zyklus auf die Gesamtzahl von 53 Blätter vervollständigte. Der Künstler begann in experimentellen Versuchen, „Ätzgründe zu kombinieren“ und Handdrucke zu fertigen, wobei ihm noch der wichtigste Bestandteil – Asphalt – fehlte (Brief von Johann Bossard an Emil Hegg, 15.10.1920, AJB179). Die Anfertigung von Sonderdrucken in höherer Eigenauflage verwarf Bossard im Dezember 1920. Die bis dahin geschaffenen Radierungen hatten weder den gewünschten „Charakter der Monotypie“ noch waren sie zum Probedruck geeignet. Folglich entschied der Künstler: „Zur Erholung werde ich es jetzt erst mal wieder mit der Lithographie versuchen & Radierung mehr nur für die ‚Zwischenspiele‘ deren es wohl mehrere geben wird. So wahre ich dem ‚Jahr‘ einen etwas ruhigeren Fluss & mir die nötige Bewegungsfreiheit“ (Brief von Johann Bossard an Emil Hegg, 14.12.1920, AJB179).
Letztendlich verzögerte sich die Fertigstellung des Zyklus durch Schwierigkeiten mit den Druckereien, wie noch im März 1921 vermerkt (Brief von Johann Bossard an Emil Hegg, 29.3.1921, AJB179). Am 10.11.1921 erhielt Emil Hegg schließlich die letzten Blätter des Zyklus „Das Jahr“: „Ich erhielt heute morgen Ihre Litho-Sendung, d.h. der Rest des ‚Jahr‘. Nun ist also die seit Jahren von mir so ungeduldig und gespannt erwartete Vollendung dieses herrlichen Werkes Tatsache.“ (Emil Hegg an Johann Bossard, 10.11.1921, AJB).