WV Nr. C 7
Ausst. Kat. Bern 1910, Nr.126 | Schambach 2008.
Männlicher Rückenakt (Zeichnung, JB3328)
Der Jurist Dr. Eduard Hallier (18661959) engagierte sich für die Einführung eines öffentlichen Bibliothekensystems in Hamburg. Der Kolossalkopf ist als Personifikation der Stadt Hamburg zu deuten. Der einzige erhaltene Brief Halliers an Bossard belegt, dass er den Direktor der Kunstgewerbeschule, Richard Meyer, auf ein Exlibris ansprach und Meyer dann Bossard hinzuzog (Brief an Johann Bossard, 9.5.1908, AJB Leitz-Ordner A Werdandi Hamburger Zeit 190715. Aug. 1909). Mit dem auf Initiative Meyers gedruckten Entwurf war Hallier nicht zufrieden und schrieb, das Blatt werde seinen „Intentionen nicht gerecht“ und sei inzwischen für ihn nicht mehr verwendbar, „da es ja mittlerweile in dem Jahrbuch der Kunstgewerbeschule als Cliché benutzt ist.“ Als Privatmann würde er sich bei Verwendung „einer mir nicht zustehenden Anmassung schuldig machen“ (ebd.). Der Tonfall des Schreibens und das Fehlen weiterer Korrespondenz deuten darauf hin, dass Hallier Bossards Dienste nicht weiter in Anspruch nehmen wollte. Demnach würde es sich bei dem vorliegenden Blatt um den von Hallier nicht gebilligten Entwurf handeln, auf den keine weitere Überarbeitung mehr gefolgt wäre. Auch in der Sammlung von Edmund Bossard war nur eine Variante des Exlibris Hallier verzeichnet (Liste von Edmund Bossard an Johann Bossard, um 1942, AJB233). Verwendet wurden verschiedene Papiersorten, auch unterschiedlicher Färbung.
Der „Jahresbericht der Staatlichen Kunstgewerbeschule Hamburg“ 19061907 war tatsächlich mit Vignetten Bossards ausgestattet, unter anderem auf Seite 18 mit der Darstellung eines weiblichen Kolossalkopfes, offenbar einer Hammonia, die von zwei Jünglingen mit Girlanden geschmückt wird. Die Übereinstimmung mit dem Exlibris Hallier ist eher motivisch als in der konkreten Ausführung gegeben.
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