A – Mappen und Buchillustrationen

Johann Michael Bossard begann sein druckgrafisches Schaffen im Bereich der Gebrauchsgrafik. Die zwischen 1898 und 1901 entstandenen Buchillustrationen und eine Mappe mit Vorlagenblättern stehen dabei noch in enger Verbindung mit der akademischen und kunstgewerblichen Ausbildung des Künstlers in Berlin. Vor allem das Mappenwerk „Dekorative Malereien“ war dazu gedacht, an Kunstgewerbeschulen eingesetzt zu werden oder dem gelernten Architekten, Bauplastiker oder Bildhauer eine Anregung und Vorlage zu geben. Laut den Einführungen des Künstlers habe er versucht, „Fläche, wie sie sich dem Architekten, Dekorateur & Maler immer wieder bieten, in dem Sin[n]e künstlerisch zu beleben & zu füllen, dass der Beschauer davor empfinden soll, er stehe vor Flächen die den Zweck haben zu zieren, die Umgebung zu ergänzen & das Ganze mit aufbauen zu helfen“ (Dekorative Malereien, Berlin 1901, Blatt 3, Einführung zu den Tafeln von Johann Michael Bossard).
Die stilistische Ausarbeitung sowohl der Mappe als auch der Buchillustrationen weist starke Bezüge zu Neoklassizismus und Jugendstil auf und enthält teils auch symbolistisch verrätselte Bildinhalte. Johann Bossard verwendete dabei eine dekorative Formensprache, die stets dezidiert idealisiert war und im Sinne der Kunstgewerbebewegung auch als geschmacksbildend aufgefasst werden konnte. Als Höhepunkt seines frühen Schaffens darf das illustrierte Buch „Die Geschichte von einer Mutter“ nach Hans Christian Andersen gelten. In diesem Werk fertigte Bossard nicht nur die Illustrationen zum Text, sondern entwarf auch eine eigene, mit den Bildern harmonisch verschmelzende Schrift, die von Hand gezeichnet wurde. In den Folgejahren entwickelte Bossard die Symbiose von Bild und Text in zwei großen druckgrafischen Zyklen weiter, in denen er nicht nur das Schriftbild entwarf, sondern auch die Inhalte selbst verfasste.

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